Das St. Prokulus Kirchlein bei Naturns zählt zu den ältesten frühchristlichen Kirchen Südtirols. Es entstand bereits zwischen 630 und 650 n. Chr. an der Stelle eines römischen Wohnhauses und wurde dem Heiligen Prokulus geweiht. Die Kirche birgt die vermutlich ältesten, auf deutschsprachigem Boden erhaltenen Fresken sowie einige gotische Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Über ihre genaue Entstehungszeit herrschte lange Uneinigkeit unter den Forschern.

Heute datiert man die vorkarolingischen Fresken auf einen Zeitraum zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert. Das bekannteste Bildmotiv zeigt einen Mann auf einer Schaukel, vermutlich den Heiligen Prokulus. Ungewöhnlich für eine christliche Kirche ist dagegen die Darstellung eines Hundes mit einer Rinderherde. Die abgenommenen gotischen Fresken der Kirche siehst du im nahen Prokulus Museum in Naturns Dorf. Es wurde unter der Erde angelegt.

Das Museum präsentiert 1.500 Jahre Geschichte der Region um Naturns. In vier Themenräumen tauchst du in die Epochen der Spätantike, des Mittelalters und der frühen Neuzeit ein. Ein Teil der Ausstellung befasst sich mit dem Fleckfieber, das im 17. Jahrhundert die Gegend heimsuchte und ganze Landstriche verwüstete. Um die Auswirkungen der Epidemie besser zu verstehen, wurden die Knochen der an der Krankheit Verstorbenen untersucht, die hier bestattet wurden.

Wie erreichst du beides? Zwischen Kirche und Museum in der St. Prokulusstraße befindet sich ein Parkplatz. Vom Dorfzentrum Naturns aus sind beide leicht zu Fuß zu erreichen. Ein Besuch der Kirche lässt sich auch gut mit der Rundwanderung am Naturnser Rittersteig verbinden.