Ende der 1930er-Jahre war Bozen, die Landeshauptstadt Südtirols, geprägt von großen Industriebetrieben und der Zuwanderungspolitik des faschistischen Regimes. Um den Zuzug italienischer Arbeitskräfte zu fördern und das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutsch- und italienischsprachiger Bevölkerung im ehemals österreichischen Südtirol zu verändern, entstanden in den Außenbezirken zahlreiche kleine Häuschen mit Gemüsegärten für die Arbeiter.

Es waren die sogenannten Semirurali-Häuser, "halb ländliche" (semi rurali) Unterkünfte. Hunderte solcher Häuser wurden errichtet. Eines der wenigen erhaltenen Semirurali-Häuser befindet sich in der Baristraße im Stadtviertel Don Bosco. Der Großteil dieser Siedlungen wurde in den 1980er-Jahren abgerissen, um Platz für größere Wohnanlagen und Mehrfamilienhäuser zu schaffen. Schon damals entstand bei vielen ehemaligen Bewohnern der Wunsch, die Entstehung und Entwicklung des Semirurali-Viertels zu dokumentieren und die Erinnerung daran zu bewahren.

Fünfjährige Nachforschungen und Studien der Arbeitsgruppe "Für ein Museum in den Semirurali" bildeten die Grundlage dafür. Seit 2015 beherbergt das kleine Semirurali-Haus nun eine Ausstellung. Im Erdgeschoss, eingerichtet mit originalen Möbeln, erzählt eine Audio-Installation vom Alltag im Viertel. Im ersten Stock informieren Themenbereiche mit Fotos, Filmen, Karten und Modellen. In der Nähe befindet sich außerdem die Gedenkstätte "Passage der Erinnerung" des NS-Durchgangslagers "Polizeiliches Durchgangslager Bozen", das von 1944 bis 1945 in Betrieb war.

Wie erreichst du es? Das Haus erreichst du schnell mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: Die städtische Buslinie 3 hält in der Baristraße beim nahegelegenen Semirurali-Park.