Der traditionelle Kirchtagsmichl, oder “Kirschtamichl” im Dialekt des Pustertales, geht auf die Tradition des Maibaums zurück
Bildergalerie: Kirschtamichl
Wenn Kirchtag gefeiert wird, dann wird in vielen Dörfern Nord- und Osttirols sowie im Pustertal der "Kirschtamichl" aufgestellt. Es handelt sich dabei um einen Maibaum, an dessen Spitze eine Strohpuppe, der Michl, befestigt wird. Er trägt traditionellerweise eine Lederhose, ein Hemd und einen Hut, und hält einen Krapfen und eine Flasche Wein in der Hand. Bei einem "Kirschta" (Kirchtagsfest) dürfen auch die traditionellen "Kirschtakropfn" nicht fehlen, die diesmal nicht - so wie üblich - süß sind, sondern große, lange Krapfen aus dünnem Teig mit Kümmel, in Öl gebacken.
Auch andere Pusterer Spezialitäten, wie die süßen "Nigilan" oder die "Tirschtlan" mit Kraut oder Spinat mit Topfen, werden angeboten und sind eine Sünde wert. Varianten dieses Brauches sind der Maibaum im bayrischen Raum, der auch dem Kirchtagsmichl zugrunde liegt, sowie der Jakobibaum im östlichen Österreich. Diese Bräuche sind durch ein Detail miteinander verbunden: Der Baum kann von den Nachbardörfern gestohlen werden - und das gilt es durch Wachen zu verhindern. Denn was wäre ein Kirchtagsfest ohne "Kirschtamichl"? Nach dem Fest wird der Michl wieder abgenommen und mancherorts versteigert.
Es gibt mehrere Erklärungen, warum die Puppe Michl genannt wird: Eine davon erläutert, dass die Verlegung der Kirchweihfeste v.a. auf den Herbst und somit auf das Fest des Erzengels Michael damit zu tun hat. Andere Quellen erzählen, dass der Name auf die Länge des Baums hindeutet: "Michl" bedeutet im Mittelhochdeutschen "groß". Übrigens: Der letzte Kirchtag des Jahres findet in Kasern im Ahrntal statt. Dort thront auf dem Baum aber kein Michl, sondern eine Urschl.
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