Das “Vinschgerle”, damals ein Urpaarl aus Sauerteig, wurde erstmals im 13. Jahrhundert im Vinschgau gebacken
Neben dem Schüttelbrot hat ein weiteres, diesmal weiches, Brot eine lange Geschichte hinter sich: das Vinschger Paarl. Das Originalrezept, das sogenannte "Ur-Paarl nach Klosterart", wurde im Kloster Marienberg im Vinschgau wiederentdeckt. Die Südtiroler Backstuben des Mittelalters mussten stets auf die Haltbarkeit ihrer Produkte achten, um genügend Vorrat für die langen Wintermonate zu haben. Das Rezept stammt vom letzten Mönch, der im Kloster das Brot buk, Alois Zöschg, das Brot wurde hier nachweislich aber schon im 13. Jahrhundert hergestellt.
Das "Vinschgerle" ist ein handtellergroßes, 2-3 cm dickes Fladenbrot, das paarweise gebacken wird und aus zwei Arten von Teig besteht: Der Vorteig aus Roggenmehl, Wasser und Hefe muss eine Stunde ruhen, bevor der eigentliche Teig dazugegeben wird. Roggenmehl, Weizenmehl, Wasser, Hefe und die typischen Gewürze gehören dort hinein: Salz, Fenchel, Kümmel und Brotklee, den man im Pustertal und Eisacktal als Zigeunerkraut kennt. Bei 220° C wird das Paarl dann gebacken.
Diese Art von Brot ist - in etwas größerer Form - auch in Tirol und Vorarlberg verbreitet, und im Trentiner Nonstal als "Pari de séghel" bekannt. Durch den hohen Roggenanteil bleibt das Vinschger Paarl lange frisch und eignet sich hervorragend als Proviant für längere Wanderungen. Durch seinen würzigen Geschmack ist es der ideale Begleiter für Kaminwurzen und Speck, Südtiroler Bergkäse oder Butter und Marmelade. Das Urpaarl wird hingegen gerne bei Hochzeiten gereicht: Durch seine Form soll es die Verbindung der beiden Brautleute symbolisieren.
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